Es ist Herbst.
Die Blätter fallen von den Bäumen, Kinder schreiben die ersten Klassenarbeiten,
Menschen beginnen über das Wetter zu fluchen, Reisebüros verzeichnen steigende
Anfragen an Reisen nach Australien und ich bin ein Landwirt geworden. Ein
Farmer – so klingt es weltläufiger. Ich werde zu einem Landwirt werden, wenn
ich endlich anfange, etwas mit den paar Hektaren Land zu machen, die notwendig
sind, um die EU um die Zuwendungen zu betrügen.
Es hat sich so
komisch im Leben gefügt, dass ich – ein klassischer Stadtmensch – zusammen mit
meiner Liebsten aufs Land gezogen bin. Es ist zwar kein Rand von Polen, denn es
ist nur 20 km weit von der Stadt entfernt, doch schon diese Entfernung reicht,
um Probleme mit Internetzugang zu haben, zur Nutzung von Satellitenfernsehen
gezwungen zu sein, sich mit den Aussichten darauf, den Ausweg zur Zivilisation
im Winter schneefrei zu machen und zu lernen, im Sommer den Geruch von Dünger
lieben lernen. Also gut, das Letzte lässt sich nicht machen, aber man kann
seine Wahrnehmung einschränken, wenn man stockbesoffen oder tot ist. Meine bewusste Entscheidung fällt
meistens auf die erste Lösung, obwohl es sich nach einiger Zeit in das andere
ändern kann.
Ich und meine
Gefährtin-im-dörflichen-Leid lieben Tiere. In unserem Anwesen haben wir Hühner,
Enten, Katzen, Hunde, sogar einen Esel, der bei uns seine wohl verdiente
Pension nach der schweren Arbeit beim verstorbenen Nachbar verbringt. Wir haben sogar ein Schwein, das so süß als
ein Ferkelchen war, jetzt aber mehr als wir beide isst und die Hunde im Hof
herum jagt. Wir können es doch nicht essen, denn man darf nicht das essen, wem
man vorher einen Namen gegeben hat. Auf diese Weise hat uns Brunhilde in der
Hand und kann ruhig das ganze Anwesen terrorisieren. Und obwohl ich jeden Tag
mit Unruhe durch das Fenster schaue, um zu prüfen, ob irgendein
Tierschutzverein nicht behaupten wird, dass wir zu viel davon haben und wir wie
Violetta Villas enden werden, hat meine Frau festgestellt, dass wir noch ein
Pferd brauchen!
Von Pferden weiß
ich nicht viel. Vielleicht nur, dass sie aus Arabien kommen, Przewalski ein in
jedem Zoo auf der Welt und die Autohersteller ziemlich viel von ihnen unter die
Motorhaube stopfen können. Ich habe beschlossen, das Gelüst meiner Liebsten als
ein Vorwand zum Angriff zu nutzen! Seit längerer Zeit habe ich es überlegt, ein
größeres Auto zu kaufen. Ein Bauernhof zu besitzen, bedeutet, dass man immer
wieder verschiedene Gegenstände in der Größe des Eiffelturms befördern muss. Zwar fährt sich
der treue Renault Captur ziemlich gut für einen SUV (es ist doch nicht wahr,
dass er nur für die Stadt geeignet ist!), doch stellt sich die Aussicht,
Brundhilde auf dem Rücksitz zu fahren, nicht besonders attraktiv dar. Deswegen
habe ich gleich angedeutet – ok, wir werden ein Pferd haben, aber wir müssen
auch einen Lieferwagen kaufen! Meine Frau zeigte sich schlauer, als ich dachte,
denn gleich kam ihre Riposte, dass uns ein Pferdetransporter in Form eines
Anhängers reicht (sie hat wohl das Thema selbst nachgespürt, ehe sie selbst
angegriffen hat), aber nach längeren Verhandlungen ist es uns gelungen, einen
Kompromiss zu schließen (er beruhte darauf, dass ich die Erlaubnis für den Kauf
eines neuen Lieferwagens erhielt, jedoch im Tausch dagegen, dass ich das
leckende Dach in der Garage repariere, mein Erlaubnis für den Kauf des Pferdes
gebe und es dann hier bringe – schöner Kompromiss).
Ich habe gleich
meinen befreundeten Vertragshändler von Renault angerufen und ihm erklärt, dass
ich einen Wagen zum Transportieren von Tieren brauchen. Ihr werdet es nie raten
– er hat mir vorgeschlagen, einen Pferdetransporter zu kaufen! Sogar er gegen
mich. Ich habe ihn jedoch schnell überzeugt, dass unser Schwein sich in so
einem Fahrzeug nicht wohl fühlen würde, also wenn sie keinen
Schweinetransporter haben, dann gerne werde ich weitere Optionen kennenlernen.
Kurz danach habe ich schon über die Abmessungen sowohl von Renault Trafic als
auch Master gehört. Er hat mich auch mit wunderbaren technischen Beschreibung bezaubert.
Aus der durch das Geplapper verursachten Trägheit wurde ich unbewusst durch das
von meinem sich nach Eindrücken sehnenden Gehirn vernommenes Wort „Probefahrt“
geweckt. Gerne habe ich einen passenden Termin verabredet und sich die Hände
reibend habe ich dann die Leiter und meinen Werkzeugkasten genommen und bin
aufs Dach hochgeklettert.
Am nächsten Tag
stand ich schon auf dem Parkplatz vor dem Autosalon von Renault und habe mir die
vom Vertragshändler angepriesenen Wunderdinge angeschaut. Er hat mir die
technische Beschreibung von Renault Kangoo dargestellt, aber ich habe ihm auf
seine Abmessungen hingedeutet und gesagt, dass ich drei Autos von ihm kaufen
werde, wenn er damit ein Pferd zu transportieren schafft. Ich habe einmal auf
youtube ein Video mit einem Pony in Uno gesehen, aber ich möchte meinen Tieren
bessere Bedingungen sichern. Da der Händler meine Wette nicht angenommen hat, standen
vor mir schon nach einer Weile Trafic und Master. Der Händler hat wieder ihre
technischen Beschreibungen gepriesen und ich habe die ganze Zeit gedacht: Ein Lieferwagen halt. Aus dem Geplapper
über den höchsten Sicherheitsstandard usw. habe ich mir nur gemerkt, dass es
ein Lieferungswagen ist, der je nach Bedarf von 5 bis zu sogar 9 Personen
fahren kann. Das passt mir! Sommerferien an der See mit einer Freundesgruppe,
alle in einem Wagen. Er hatte mich! Er hat auch was über die verlängerte
Garantie erwähnt, aber ich wollte eher nicht fragen, ob die Garantie auch den
Fall umfasst, dass die Polsterung von Schweinen gefressen wird.
Wir sind in beide
Modelle eingestiegen und haben die Probefahrten gemacht. Unglaubliche
Eindrücke! Na ok, überhaupt nicht. Ich fühlte mich wie ein Kurier oder
Umzugshelfer. Vielleicht etwas besser, denn ich hatte eine funktionierende
Klimaanlage, gute Audioanlage und sonstige verschiedene Extras. Ich wusste
jedoch, dass es hier um eine praktische und nicht romantische Einstellung ging.
Um die Freude am Fahren zu empfinden, dafür habe ich meinen Capture und den von
meinem Großvater geerbten Motorrad. Ich stand vor einer anderen Wahl. Trafic
oder Master? Wenn es um Geräte geht, so war ich nie ein Minimalist. Da Trafic
an Stau erinnert und Master einem erlaubt, sich wenigstens hinter dem Lenkrad wie
ein Herr zu fühlen, habe ich mich für die größere Option, d.h. Renault Master,
entschieden.
Ich bin stolz in
den Hof eingefahren und schon eine halbe Stunde später wurde ich dafür
zusammengeschissen, dass ich einen Riesenhaufen Eisen gekauft habe; die Hunde
haben alle vier Räder angepinkelt und Brunhilde hat zu meinem Bedauern sich
entschieden, zu prüfen, wie der Kunststoff der Stoßstange schmeckt. Die
verlängerte Garantie… hat der Schlag getroffen. Wenn meine Liebste sich etwas
beruhigt hat, hat sie mich informiert, dass wir nächste Woche zu einer
Pferdeversteigerung fahren. Sie hat mich in vielerlei Hinsicht schockiert.
Erstens gibt es doch allegro, wo man alles online versteigern kann, also es war
mir nicht bewusst, dass ich irgendwohin fahren muss. Zweitens war ich mir
sicher, dass man Pferde in einem Salon wie Autos verkauft. Obwohl das hat mir
bewusst gemacht, dass ich noch nie einen Pferdesalon gesehen habe, nicht nur
weil ich in der Stadt gewohnt habe.
Eine Woche voller
Anbeißens und Anpinkelns der Karosserieelemente unseres exklusiven
Pferdetransportes später waren wir schon auf dem Weg zur vorgenannten
Versteigerung. Vor Ort sind viele Menschen herumgezogen, die den Pferden ins
Maul geschaut haben. Wortwörtlich! Doch, im Hinblick darauf, dass die Pferde
gekauft und nicht geschenkt werden sollten, konnte ich das verstehen. Wir waren
bei jedem Züchter, mit ernsten Mienen, als würden ihre Loben uns etwas sagen
und für uns irgendwelche Bedeutung haben. Dann haben wir in der Ecke des Saals
einen echten Abtrünniger gefunden. Da saß so ein armer Schlucker, ein Durcheinander
mit verwirrter Mähne und Traurigkeit auf dem Maul. Meine Geliebte hat gleich
festgestellt, dass wir dieses nehmen! Der Züchter hat uns gesagt, dass er es
eigentlich zufällig mitgenommen habe, denn es erfülle die Normen der Rasse
nicht und eigne sich höchstens zum Pflug. Wir wussten, dass es ideal für uns
ist! Wir haben keinen Pflug und auch keine Züchteransprüche, es wird aber unseren
komischen Tiergarten ideal vervollständigen. Wer weiß, vielleicht wir es
gemeinsame Sprache mit Brunhilde finden und ihr erklären, was sie essen darf
und was nicht. Die anderen Versteigerungen beobachtend wusste ich, dass ich
unter 10k in einer Versteigerung nicht komme. Nach langen Verhandlungen ist es
uns gelungen, für die „minderwertige“ Ware 5 Tausend zu zahlen. So viel Geld
für ein Tier, das uns überhaupt keinen finanziellen Gewinn bringen wird. Das
Geschäft des Lebens. Die Liebste war überglücklich und schon nach einer Weile haben
wir Herman (der Züchter hat es Flicken genannt, aber uns passte dies zu unserer
Konzeption nicht, denn wie würde es aussehen: Brunhilde und Flicken?) an dem
Leitseil zum Master.
Neben dem Auto
haben wir nur gehört: „Oh! Ihr habt keinen Pferdetransporter?“ aber wir haben
kein besonderes Wundern gehört und gar nicht einen Widerstand, wenn wir Herman
in den Innenraum von Master zu zwingen versucht haben.
Auf diese Weise
unser total sinnloses Anwesen hat sich um 2 neue Mitglieder vergrößert.
Änderungen? Brunhilde hat Herman sehr schnell beigebracht, dass er überhaupt
nichts machen muss und wir werden ihn trotzdem füttern. Renault Master hat keine vordere Stoßstange
mehr und das Dach leckt wieder, denn… zum Teufel! Ich kann nichts reparieren.
Trotz alledem war
es ein schönes Abenteuer.
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